30 Jahre Partnerschaft zwischen Thüringern und Franken

Aus Partnern werden Freunde – 30 Jahre Partnerschaft zwischen Thüringern und Franken

Im dreißigsten Jahr der Wiedervereinigung Deutschlands jähren sich auch so manch partnerschaftliche Verbindungen zwischen Ost und West zum dreißigsten Mal. So auch im Königseer Ortsteil Oberhain.

Mit der politischen Wende schossen Partnerschaften wie Pilze aus dem Boden, von denen heute die eine oder andere sicher nicht mehr so intensiv gepflegt wird. Anders verhält es sich in Oberhain. Hier wird das Miteinander auf kommunaler Ebene wie auch zwischen den Vereinen gelebt. Aber wie kam es dazu?

Im Winter 1989/90 machte sich der damalige Bürgermeister der Gemeinde Oberhain Wolfgang Wintruff mit seinem Moskwitsch und vier Begleitern auf den Weg. Vorher hatten sie im Telefonbuch und im Atlas nach Orten mit ähnlich klingenden Namen gesucht. Die Wahl fiel auf die Gemeinde Oberhaid in Oberfranken mit seinen Ortsteilen Unterhaid und Staffelbach. Da Wintruff Bürgermeister der Orte Oberhain, Unterhain, Mankenbach und Barigau war, dachte er sich, dass das zumindest von den Namen her gut zusammenpassen könnte. So wurde man also im Rathaus Oberhaid vorstellig und traf bei dem Bürgermeister Richard Förtsch auf offene Ohren. Dieser wiederum hatte sich selbst auch schon auf die Suche nach Partnerschaften gemacht und einen Zettel aus der Schublade gezogen, auf dem Namensvorschläge standen. Neben Oberhof oder Oberwiesenthal stand da tatsächlich auch Oberhain. Da die Oberhainer die ersten waren, die sich in Oberhaid vorstellten, beschloss man recht schnell sich näher kennenlernen zu wollen.

Man lud die Gemeindevertreter ins thüringische ein und zeigte was man hatte. Als Gastgeschenk wurde eine, im fränkischen ausgediente, elektrische Schreibmaschine übergeben, die in der Oberhainer Verwaltung mit großer Freude empfangen worden ist und einige Jahre ihren Dienst tat.

Noch im Jahre 1989 besuchten die Oberhainer die traditionelle Oberhaider Wallfahrt, ein Weihnachtsmärchen der Kinder und Schüler der Gemeinde. Bereits im Frühjahr 1990 gab es einen regen Austausch der Bürger beider Gemeinden, die jeweils ganze Reisebusse füllten, um einander zu besuchen. Der in Oberhain neu gegründete Herrentagsverein nutzte seine Himmelfahrtstour 1990 um die fränkische Gegend kennenzulernen oder die Oberhaider erschienen mit schlagkräftiger Truppe zum Barigauer Turmfest.

Plötzlich und unerwartet verstarb Förtsch im Mai 1990. An der Trauerfeier nahmen die Oberhainer mit einer Delegation schon wie selbstverständlich teil. Im weiteren Verlauf des Jahres haben die in beiden Gemeinden neu gewählten Oberhäupter den Wunsch eines Partnerschaftsvertrages gefestigt. Der Oberhainer Bürgermeister Wolfgang Friederich und sein Amtskollege Ludwig Tiefel arbeiteten also einen Vertrag aus, der am 03.11.1990 im Rathaus zu Oberhaid unterschrieben worden ist.

Dass diese freundschaftliche Partnerschaft in all den Jahren intensiv gepflegt worden ist, ist neben den Gemeindevertretern auch den Vereinen zu verdanken. Hier sollten besonders die Feuerwehrvereine beider Gemeinden erwähnt werden. Mit Erich-Otto Häuser, Achim Kürsten oder Herbert Machleit auf Oberhainer Seite und Hans Dippold, Otto Simon und Andreas Kram auf Oberhaider Seite seien nur ein paar derer genannt, sie sich in den ersten Jahren intensiv um die Partnerschaft bemüht haben. Auch zwischen den Familien haben sich im Laufe der Zeit enge freundschaftliche Beziehungen entwickelt.

Im Jahre 1995, anlässlich der 625 Jahrfeier Oberhains überreichte Herr Tiefel eine durch einen Bamberger Kunstschmied gefertigte Skulptur in Form eines kupfernen „O“, welche die Verbindung beider Orte symbolisiert. Fränkische Brieftauben stiegen in Thüringen in den Himmel und suchten den Weg zurück in ihre Heimat.

Zwischen 1996 und 2008, dann unter dem Bürgermeister Georg Lorenz (Oberhain) und Harald Krug (Oberhaid) drohte die Partnerschaft ein wenig einzuschlafen. unerfreulicher Weise gab es damals sogar einen Gemeinderatsbeschluss in Oberhain, der besagte, die Partnerschaft nicht weiter unterhalten zu wollen. Hier ist es gerade den Feuerwehrvereinen zu verdanken, dass man sich nicht entzweit hat. Der damalige Vorstand in Oberhain hat sofort entschieden, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Als besonderes Highlight aus dieser Zeit bleibt einigen Oberhaidern sicherlich die Teilnahme an einem Löschangriff mit anschließendem Zeltlager auf dem Sportplatz Oberhain in Erinnerung.

Der 2009 in Oberhain gewählte Bürgermeister Egon Langguth und der seit 2008 amtierende Oberhaider Bürgermeister Carsten Joneitis belebten dann auch die kommunalen Verbindungen wieder. Die Teilnahme am Oberhaider Neujahrsempfang war für Langguth genauso selbstverständlich wie die Fahrt zur Dienstberatung nach Oberhain für Joneitis.

Im Jahr 2015 feierte man in Oberhain das 25- jährige mit einem rauschenden Fest. Zu diesem Anlass wurde im Zentrum Oberhains der Oberhaider Platz eingeweiht. Nur kurze Zeit später wurde im neuen Oberhaider Wohngebiet die Oberhainer Straße errichtet. Joneitis sagte hierzu, dies sei als deutliches Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung zu betrachten.

Auch in der jüngeren Vergangenheit fanden regelmäßig Treffen und gegenseitige Besuche statt, wo jeweils ohne große Mühen ein Reisebus gefüllt werden konnte.

Mit der Eingliederung Oberhains in die Stadt Königsee und unter dem neuen Ortsteilbürgermeister Ingo Kürsten hat man sich, wenn auch unter anderen kommunalen Voraussetzungen, erneut zur Partnerschaft bekannt. Joneitis und Kürsten bereiteten schon die Feierlichkeiten zum 30- jährigen vor, als die Pandemie alle kulturellen Planungen über den Haufen warf. So konnte man sich zumindest auf ein Treffen im Oberhaider Rathaus verständigen, zu welchem Kürsten und der erste Beigeordnete Ralf Marquardt eingeladen waren. Mit der für November erwirkten Verfügung wurde allerdings auch diesem Treffen eine Absage erteilt, sodass es am Ende zu einer Videokonferenz genau am 03.11. und somit 30 Jahre nach Unterzeichnung der Partnerschaft kam.

Joneitis und Kürsten würdigten das Erreichte und dankten allen Einwohnern der beiden Gemeinden die im Laufe der Jahre die Verbindung mit Leben gefüllt und liebenswert gemacht haben. Kürsten sagte, er sei begeistert, dass die Oberhaider Bürger die Partnerschaft mit so großem Interesse leben. Joneitis ergänzte: „die Menschen haben die Partnerschaft vom Papier ins Leben getragen“.

An diesem grauen Novembertag ging man mit dem Wunsch auseinander, die Partnerschaft auf jetziger Basis weiterzupflegen und die ausgefallenen Feierlichkeiten möglichst bald nachzuholen.

(Vorlage für den OTZ Beitrag zur Partnerschaft Oberhain-Oberhaid von Ingo Kürsten)