Der Loipenmacher von Oberhain

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Der Loipenmacher von Oberhain

Unsere Höhenlage ist seit vielen Jahren nicht mehr beständig schneesicher. Von alten Bildern und den Erzählungen der Großeltern wissen wir, dass das auch schon anders war. Der Schnee stapelte sich auch in unseren Dörfern früher meterhoch. Das kennt man heute eigentlich nur noch aus den Kammlagen am Rennsteig. Viele der letzten Winter kamen und gingen, ohne bleibenden Eindruck bezüglich besagter Schneemengen zu hinterlassen.

So kommt es für viele überraschend, dass sich der Winter 2021 seinen Namen auch wirklich erarbeitet, indem er große Mengen der weißen Pracht und knackige Temperaturen für uns bereithält.

Nun, da wir außerdem unsere Freizeitaktivitäten in dieser Zeit stark eingeschränkt und komplett anders gestalten müssen, fallen Menschen besonders auf, die für das Gemeinwohl in ihrer Freizeit kräftig anpacken. Zu ihnen gehört auch Christian Machleit, der nun endlich die Gelegenheit hat, sein selbst gebautes Loipenspurgerät intensiv einzusetzen.

Loipen, in Oberhain? Selbst in den urlauberreichen 80er Jahren gab es so etwas bei uns nicht, hat sich nie wirklich gelohnt, sagt man. Wollte der sportlich Aktive eine gepflegte Spur im kalten weiß, musste er sich diese seit Jahrzehnten selber ziehen. Mit Glück war die gezogene Loipe über Wiesen, Felder und durch Wälder am Folgetag nicht schon verweht oder zugeschneit. Vor einigen Jahren hat sich der technikverrückte Herbert Machleit mit seinem Sohn Christian darangemacht, dies zu ändern. Mit dem Multifunktionsfahrzeug Kramer Tremo stand die entsprechende Technik bereits in der Garage. Es musste nun ein ausgefeiltes System entwickelt werden, um die von vielen Freizeitsportlern geschätzte Spur in den Schnee zu drücken. Viele Abende an Bastelei später kamen erste Prototypen zum Einsatz. Nur wie das immer so ist, die Tücke steckt im Detail.

Entweder lag für die Testfahrten zu wenig oder zu viel Schnee. Des Öfteren musste sich Herbert mit einem Traktor aus misslicher, weil festgefahrener Lage befreien lassen. Die vielen Jahre gänzlich ohne Schnee ließen die Technik verstauben und so manchen auch ein bisschen über das Vorhaben schmunzeln.
Leider viel zu früh und ohne seine vielen Projekte beenden zu können ist Herbert vor zwei Jahren verstorben. Jetzt war es an seinem Sohn, die begonnenen Werke zu vollenden.

Nun endlich in diesem Jahr, kann die Technik und der geübte Bediener zeigen, dass die vielen Stunden nicht umsonst waren. Der Sportplatz in Oberhain eignet sich perfekt, um eine Trainingsrunde zu spuren. Dafür braucht Christian inzwischen nur noch etwa 15 Minuten. Da er selbst sportlich sehr aktiv für Ski-Marathon Wettbewerbe trainiert, wird neben der klassischen Spur auch eine gewalzte Skatingstrecke präpariert. Aus Zeitmangel geschieht dies durchaus auch mal zu nachtschlafender Zeit.
In diesem Winter hält sich auch der Fehlerteufel etwas zurück, was den Loipenmeister weiter hinaustreibt. Seit letzter Woche führt die Runde bis zum Brandweg in Richtung Unterhain und über die Untere und Obere Kaiserkoppe. Am Samstag wurde eine Spur über die Landwirtschaftswege bis nach Egelsdorf, mit anschließender Runde über das Fichtig gezogen.
Dass die Loipen regelmäßig von Skifahrern genutzt werden, die zum Teil auch extra mit dem Auto anreisen, zeigt, dass sich die Mühe durchaus lohnt. Dabei beginnt die Arbeit immer wieder von Neuem. Der Januarschnee war so schnell weg, wie der Februarschnee wiedergekommen ist. Trotzdem war die Strecke fast immer gut befahrbar und wurde regelmäßig nachgezogen.

 

Da auch ich äußerst gern Ski fahre, nutze ich die Strecken natürlich auch mit Vorliebe. Als Ortsteilbürgermeister bin ich der Meinung, dass dieser Einsatz durchaus lobende Erwähnung finden darf. Danke Christian, für die vielen ehrenamtlichen Stunden und die immer wieder gut
präparierten Loipen! Als kleine Anerkennung lass ich Dir einen Tankgutschein zukommen, damit der Tremo immer genug Sprit im Tank hat, für die nächste Runde im Schnee.

Ingo Kürsten